Ohne Freiwilligenarbeit keine Kirche: Über 1000 Personen leisten in der Kirchgemeinde Zürich wichtige ehrenamtliche Arbeit. Der Tag des Ehrenamtes am 5. Dezember erinnert daran, wie wertvoll dieses Engagement ist. Bald sollen Ideen der Mitglieder noch stärker einfliessen.
Ob im Küchenteam des Konfirmandenlagers, in der Begleitung von Flüchtlingen, im Besuchsdienst für Seniorinnen und Senioren oder in der Mitarbeit des Social-Media-Teams: Freiwillige bringen sich innerhalb der Gemeinde in ganz unterschiedlichen Bereichen ein. Dieses Engagement im Sinne der Gemeinschaft wird alljährlich am 5. Dezember anlässlich des Internationalen Tag des Ehrenamtes gewürdigt. Auch in der Grundausrichtung der Kirchgemeinde Zürich ist Beteiligung ein zentraler Wert: «Im herkömmlichen Sinne hat Freiwilligenarbeit in der Kirche eher einen Dienstleistungscharakter – man bewirtet die Gäste im Kirchencafé, leistet Präsenzdienst oder liest im Gottesdienst Bibelstellen vor», sagt Claudia Bretscher, in der Kirchenpflege zuständig für das Ressort Diakonie.
Die Wünsche betreffend Art der Tätigkeit seien dabei sehr verschieden: «Manche Freiwilligen suchen bewusst einfache Tätigkeiten, weil sie beispielsweise beruflich oder familiär bereits sehr eingespannt sind», so Claudia Bretscher. «Auf der anderen Seite gibt es Tätigkeiten mit viel Verantwortung wie beispielsweise die Betreuung der Winterstube des Stadtklosters mit vielen sozialdiakonischen Aufgaben oder die Leitung eines Deutschkurses für Geflüchtete.» Es sei wichtig, die einzelnen Tätigkeiten auf Basis eines Ehrenamtes nicht gegeneinander auszuspielen.
Auch das Projekt Wegbegleitung ist auf Freiwillige angewiesen. Dabei macht es sich bewusst deren Stärken zunutze und unterstützt Menschen in herausfordernden Situationen ganz gezielt und für begrenzte Zeit bei einer klar definierten Tätigkeit – sei es in der Physiknachhilfe oder bei administrativen Tätigkeiten. Die Freiwilligen unterzeichnen eine Einsatzvereinbarung für einen begrenzten Zeitraum von drei bis vier Monaten. Selten dauert eine Wegbegleitung länger. «Unsere Freiwilligen setzen also ihre Skills ein, um jemandem wieder in die Selbstständigkeit zu verhelfen», sagt Projektkoordinatorin Barbara Morf Meneghin. Vor Corona waren der Wegbegleitung vierzig Freiwillige angeschlossen – seither ist diese Zahl auf 13 geschrumpft. «Wir kennen die Gründe dafür nicht genau. Doch seit Corona ist es sehr schwierig geworden, Freiwillige zu finden», sagt Barbara Morf Meneghin.
Unter Umständen wirke es abschreckend, dass potentielle Wegbegleiter:innen vor ihrem ersten Einsatz an vier Abenden eine Schulung absolvieren. Ansonsten ist der Faktor Selbstbestimmung aber hoch: «Es ist ein Vorteil einer Wegbegleitung, dass sie nur für eine spezifische Tätigkeit für eine begrenzte Zeitdauer verpflichtet.» Die Gründe, warum sich schätzungsweise rund 1000 Menschen freiwillig in der Kirchgemeinde engagieren, sind sehr vielfältig. «Bei vielen steht der Gemeinschaftsaspekt im Vordergrund, denn in den meisten Bereichen macht man gemeinsam mit anderen etwas für andere», so Claudia Bretscher. Auch der Wunsch, sich sozial zu engagieren, sei ein häufiger Beweggrund. «Oft dient ein Ehrenamt auch als Ergänzung und Abwechslung zum sonstigen Alltag.» Eine weitere Motivation sei die Aussicht auf eine sinnvolle Beschäftigung zum Wohl der Allgemeinheit. «Da sind die frisch Pensionierten natürlich eine sehr begehrte Gruppe», sagt Claudia Bretscher.
Die Freiwilligenarbeit neu auszurichten, ist eines der Legislaturziele der Kirchenpflege. «Die künftige Entwicklung weist in Richtung mehr Eigenverantwortung. Es liegt uns am Herzen, die Eigeninitiative der Mitglieder in Zukunft noch mehr zu fördern und die Menschen, die sich einbringen wollen, auf Augenhöhe zu beteiligen», sagt die Kirchenpflegerin. Gerade würden solche Ansätze in die Altersarbeit einfliessen, dies sei aber auch auf der Ebene der Gesamtkirche ein grosses Thema. Claudia Bretscher: «Die Kirche wäre gern stärker Ermöglicherin, die Impulse aus dem Quartier, die ins kirchliche Umfeld passen, aufnimmt und fördert. Denn wir haben die Räume, wir haben das Netzwerk und die Beziehungen.» Wer also zum Beispiel eine Gesprächsrunde ins Leben rufen möchte oder Lust darauf hat, eine Gruppe zum gemeinsamen Besuch von kulturellen Veranstaltungen aufzubauen, soll dabei unterstützt werden. Dadurch wird gleichzeitig das Angebot der Kirchgemeinde vielfältiger. Denn Claudia Bretscher ist überzeugt: Damit eine Kirche lebendig ist, braucht es Gemeinschaft. «Erst durch die Beteiligung von möglichst vielen wird die Kirche zur Kirche.»
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